Wie kam ich zum Gigatron

Ich bin in der Zeit groß geworden als der Z80 und der 6502 noch die Computerwelt dominierten.

Neben verschiedenen Systemen auf Z80 Basis hatte ich auch das Glück einen Apple IIe nutzen zu können. Ich bin heute noch ein begeisterter Fan dieses fantastischen Computers. Ich war Anfang Dezember 2020 gerade dabei einen Apple IIe Emulator auf einem Raspberry Pi zu installieren um mir frühere Erinnerungen zurück zu holen. Ich liebe die Spiele Lode Runner und Robot Odyssey oder Prince of Persia. Jeden Falls bin ich dann beim recherchieren im Internet auf das Gigatron gestoßen. Ich war sofort begeistert und wollte eines haben. So habe ich mir auch gleich den Bausatz bei www.budgetronics.eu bestellt.

Was ist das Gigatron TTL

Wie der Name vielleicht schon ein bisschen ahnen lässt, ist es ein Computer der den Brüdern in den 80er Jahren ebenbürtig ist und nur aus einfachen Logikschaltkreisen der Serie 7400 besteht die bereits zu dieser verfügbar waren. Lediglich der RAM und der ROM waren damals nicht in der Größe in einem Stück verfügbar. Mit mehr Schaltkreisen davon hätte man das Gigatron aber auch schon zu dieser Zeit bauen können. Das Gigatron besitz also keine Hardware CPU aus einem Chip!

Technische Daten des Gigatron (für Leihen)

Das soll jetzt hier eher eine technische Beschreibung als ein Datenblatt werden. Es gibt zwei Ausgänge (genau genommen drei) einmal VGA für den Anschluss eines Monitors und eine 3,5mm Klinkenbuchse für den Sound. Dann sind da noch zwei Eingänge einmal ein Mini USB für die Stromversorgung und ein Gameport für den Anschluss eines Nintendo Gamepads aus der damaligen Zeit. Der TTL Computer wird mit 5V versorgt und benötigt mit den mitgelieferten Schaltkreisen ca. 200mA. Dazu lässt sich zum Beispiel jedes heute übliche Handynetzteil verwenden.

Das Gigatron hat eine grafische Auflösung von 160 mal 120 Pixel im VGA Grafikmodus 640 mal 480. Wie man aus den Zahlen schon ahnen kann wird die erreicht in dem ein Gigatron Pixel als 4×4 VGA Pixel dargestellt wird. Jeder einzelne Punkt kann dabei in 64 verschiedenen Farben dargestellt werden. Der Audioausgang unterstützt einen 4 Kanal Sound der von der Software erzeugt wird. In der Grundausstattung besitzt das Gigatron 32kByte RAM, von denen die Grafikdaten knapp 19kByte benötigen. Es gibt aber bereits Speichererweiterungen auf 64 und 128kByte.

Gigatron Software

Im ROM v4 (wie er zum Kit mitgeliefert wird) des TTL Computers ist schon mal etwas Software enthalten. Neben dem Betriebssystem sind da noch die Spiele Snake, Racer, Tetronis, Bricks und TicTacToe. Es gibt dann noch zur Demonstration der Grafik ein Programm Mandelbrot (was schöne Bilder geniert) und einen Bildbetrachter mit fertigen Bildern. Dann sind da noch die Punkte Loder, BASIC und WozMon. Für diese ist aber eine Tastatur erforderlich, was uns im nächsten Abschnitt zur Ersten Erweiterung des Gigatron bringt. Loder ist ein Programm was es erlaubt weitere Programme über den Gameport in das Gigatron zu laden. BASIC ist ein Integer BASIC, das bedeutet es versteht keine Gleitkomma Zahlen, in dem man selber Programme für des Gigatron erstellen kann. WozMon ist das Monitor-Programm („Betriebssystem“) des Apple I. Damit zeigt das Gigatron, dass es eine Software 6502 CPU besitzt, die man auch nutzen kann..

Die Tastatureingabe

Wie man sich leicht denken kann gibt es Anwendungen (Apps, Programme) bei denen man nicht um die Eingabe von Zeichen herum kommt. Dafür muss man eine Tastatur anschließen, was standardmäßig beim Gigatron nicht möglich ist (es sei denn man baut sich selbst eine die den Gameport unterstützt). Hier kommt ein winziger Adapter ins Spiel der aus einer Buchse einem Stecker und einem kleinen Atmel-Prozessor besteht, das „PluggyMcPlugface“. Dieser Adapter unterstützt aber auch die Ausgabe von Daten aus dem Gigatron (die dritte Ausgabe-Schnittstelle). So kann in ihm ein selbst geschriebenes BASIC Programm speichern. Angeschlossen werden kann jede PS/2 Tastatur. Vorsicht bei USB Tastaturen die mit einem USB zu PS/2 Adapter angeschlossen werden. Der Adapter stellt nur die elektrische Verbindung her, die Tastatur muss aus PS/2 „sprechen“ können. Das geht nicht mit jeder.

Die Eingabe von der Tastatur muss natürlich auch vom Gigatron unterstützt werden, was in der Software des kleinen Computers berücksichtigt ist. Das „PluggyMcPlugface“ hat in der Zwischenzeit auch einen großen Bruder, das „PluggyReloaded“. Von diesem können dann auch Programme von einer SD-Karte oder einem Computer geladen werden. Damit ist dem Gigatron dann auch der Zugang zu vielen weiteren Programmen möglich.

Wozu ist das Gigatron gut

Hier sind wir an einem etwas schwierigem Punkt, wenn man nicht sagen will, dass es nur etwas für Freaks ist. Ich bin Elektroniker und Informatiker und ich hatte einmal eine sehr umfangreiche Sammlung alter Computer. Ich habe einmal einem Lehrling von mir, ein wirklich schlauer Bursche, einen meiner (heiß geliebten) Apple IIe gezeigt und er schaute mich nur an und sagte „und was macht man damit, da gibt es doch heute viel besseres“. Als ich noch gelernt habe, hat mir, Anfang der 80iger, jemand einen Computer gegeben. Das Teil war einen CPU mit 256 Byte RAM, einem DIL-Schalter für den Adressbus und einen für den Datenbus. 8 Leds am Datenbus. Dazu noch 3 Taster Reset (=Programmstart), Datenübernahme der Daten vom DIL-Schalter in den RAM und eine Eingabe-Taste. Dazu noch ein paar handgeschriebene Zettel. Die Maschinencode Tabelle (Assembler) und ein paar Beispiele (Lauflicht, Binärer-Zähler). Da habe ich begriffen wie ein Computer wirklich funktioniert. Was ich damit sagen will, das Gigatron kann einen unheimlichen Lerneffekt mit Spaßfaktor bringen. Im Verständnis der Hardware und auch in der Software und deren Entwicklung.

Die Erfinder des Gigatron

Wenn ich es richtig sehe (verstehe) ist das Gigatron von zwei Holländern zum Leben erweckt worden. Die Geschichte und auch alle Quellen findet man auf https://gigatron.io/ sowie den Link ins Forum. Ich ziehe den Hut vor den Gründern. Mittlerweile gibt es eine große Gigatron Gemeinde und mehrere Mitwirkende. Das ist aus meiner Sicht auch einer der Größten Erfolge der Erfinder, es gibt zwar viele ähnlicher Projekte, aber soweit ich es sehe gibt es keines, was so eine Breite erreicht hat. Und dann darf man ja auch nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Das aus meinem Verständnis heraus, nach dem Motto von Steve Wozniak, darin besteht mit so wenig wie möglich Schaltkreisen das Ziel zu erreichen.

Mein „erstes“ Schlußwort

Damit der Beitrag hier nicht zu lang wird komme ich erst einmal zum Schluss. Ich denke die meisten Leser werden nicht bis hier her gekommen sein. Mein Bestreben ist es im Moment das Gigatron weiter bekannt zu machen und zu verbreiten. Vor allem im deutschsprachigem Raum und in Europa. Ich möchte mich in Zukunft auch in weitere Hard- und Software einbringen. Es werden hier noch weitere Beiträge folgen.

Quellen

gigatron.io – die Gigatron TTL Seite mit allen Informationen
forum.gigatron.io – das Forum zum Gigatron